Jakes, John - Fackeln im Sturm 01 by Die Erben Kains
Autor:Die Erben Kains
Die sprache: eng
Format: epub
veröffentlicht: 2015-09-10T16:00:00+00:00
Billy kam sich irgendwie idiotisch vor, als er auf der Suche nach der einen vor der andern Schwester flüchtete. Aber er war entschlossen, Brett zu finden. Wie würde sie reagieren? Wütend? Mit Verachtung? Er konnte sich nur das eine oder das andere vorstellen, und doch rannte er geradewegs in die dampfende und lärmige Küche hinein, wo eine stattliche Anzahl Haussklaven an den verschiedensten Töpfen herumhantierten. Auf dem Herd brodelte Suppe in riesigen Kesseln. Ab und zu drang ein Windstoß durch den Kamin und erfüllte den Raum mit beißendem Rauch. Durch eine solche Rauchwolke hindurch sah er Brett beim Teigkneten.
»Sir, was kann ich für Sie tun?« fragte eine dralle Köchin mit Schielaugen, offensichtlich hatte sie etwas dagegen, daß ein Fremder in ihr Revier einbrach.
»Ich möchte Miss Main sprechen.«
Brett schaute auf, sah ihn und wurde nervös. Mit der Schürze wischte sie sich das Mehl von der Wange. Als sie um den Tiscit dem großen Hackbrett herumhastete, tauschten die Köche und Gehilfen verstohlen amüsierte Blicke.
»Ich wollte dir noch auf Wiedersehen sagen«, sagte Billy. Sie strich sich einige Haarsträhnen aus der Stirn. »Ich dachte, du würdest dich von Ashton verabschieden.«
»Sie ist die Freundin von Mr. Huntoon.« Der Rauch reizte ihn so stark, daß er husten mußte. Brett ergriff spontan seine Hand.
»Komm, wir gehen nach draußen. Es ist höllisch heiß hier drinnen.« Das Wort höllisch ließ vermuten, daß sie entweder kühn oder nervös war. Billy entschied sich für letzteres.
Der kühle Herbstwind wirkte erfrischend. Langsam wich die Röte aus Bretts Gesicht. »Ich sehe bestimmt schrecklich aus. Ich hatte nicht erwartet, daß mich jemand aufsuchen würde.«
»Ich mußte dich einfach vor der Abreise noch sehen. Virgilia hat diese Ferien zwar verdorben, aber ich möchte nicht, daß damit auch die Freundschaft zwischen unsern Familien zugrunde geht. Wir sind ja erst dabei, uns kennenzulernen.«
»Wirklich? Du meinst –«
Sie wäre am liebsten auf der Stelle gestorben. Im entsetzlichen Bewußtsein ihres totalen Mangels weiblicher Grazie konnte sie kaum zwei Worte hintereinander aussprechen. Wie häßlich sie aussehen mußte, mit all dem Mehl und der Hefe im Gesicht. Aber sie war wirklich nicht auf diesen Besuch gefaßt gewesen, und das hatte sie ihm gesagt. Sie hatte zwar oft davon geträumt, daß er sie bemerken würde – aber um Himmels willen nicht, wenn sie schwitzend in der Küche stand.
»Ich hoffe, wir sind, wir werden –« Auch bei Billy war die Verlegenheit stärker. Er gab auf und lachte, und damit war das Eis gebrochen.
»Niemand macht dich für das Benehmen deiner Schwester verantwortlich«, sagte Brett.
Er betrachtete ihre Augen. Wie hübsch sie waren, und ganz ohne Falschheit. Sie war nicht so aufregend attraktiv wie Ashton und würde es auch niemals sein. Und doch strahlte sie eine gewisse Schönheit aus, dachte er, eine einfache und natürliche Schönheit, die teils auf ihren scheuen, sanften Blick und teils auf ihr liebevolles Lächeln zurückzuführen war. Es war eine Schönheit, die – im Gegensatz zu derjenigen ihrer Schwester – dem Alter standhalten würde. Es war eine Schönheit, die wie ein klarer, ruhiger Strom direkt zu ihrem Herzen führte.
So sah er es wenigstens durch sein romantisches Auge.
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